Laden auf dem Campingplatz

Philipp Lazic (l) und Dejan Grgic-Groß (r)

Foto: Stella Lorenz

In den nächsten Jahren werden Gäste, die mit einem E-Auto in den Urlaub auch auf einen Campingplatz fahren, stetig zunehmen. Was muss ein Platzbetreiber wissen, worauf ist zu achten? Um ihm beste Antworten zu geben, haben wir uns mit der SCAPO GmbH dazu unterhalten.

CWH: Worauf ist Ihr Unternehmen spezialisiert und gibt es bekannte Kunden aus der Campingbranche?

SCAPO: Die SCAPO GmbH ist spezialisiert auf die Themen Elektromobilität, Strominfrastrukturen mit Zählerfernauslesung sowie Energiemanagement. Zu unseren Kunden zählen, neben Unternehmen, Kommunen und Stromversorgern, auch zahlreiche namhafte Campingplätze wie z. B. der Alfsee Ferien- und Erlebnispark. Seit 2019 hat SCAPO auf dem Alfsee mehr als 620 Stellplätze neu ausgestattet – darunter Schaltschränke, Verteilersäulen, teilweise Zählerfernauslesung – und deckt damit rund 83 Prozent der Stellplätze mit seiner Strominfrastruktur ab. Auch der bekannte Campingplatz Stover Strand International Kloodt oHG setzt auf SCAPO in Sachen Strominfrastruktur und Elektromobilität. Erst kürzlich haben wir dort eine autarke eichrechtskonforme Ladestation in Betrieb genommen.

CWH: Elektromobilität ist aktuell ein sehr großer Markt. Haben Sie sich auf bestimmte Kundengruppen spezialisiert?

SCAPO: Der Markt ist in der Tat sehr groß. Wir sind mit unserem Produktportfolio sehr breit aufgestellt. Das bedeutet, dass wir viele private Haushalte zu unseren Kunden zählen, da unsere Ladestationen auch von der KfW gefördert werden (Stichwort/Programm KfW 440 Elektromobilität). Darüber hinaus gibt es zahlreiche gewerbliche und öffentliche/kommunale Anbieter sowie Energieversorger, die auf unsere Ladestationen setzen (Fördermöglichkeiten siehe vorletzte Frage). Wir bieten sowohl AC-Ladestationen (klassisch 11-22 kW) sowie DC-Schnelllader (ab 50 kW) und das zugehörige Lastmanagement.

CWH: Was bedeutet Lastmanagement bei Ladestationen und wozu benötigt man dieses?

SCAPO: Das Lastmanagement ist wichtig, wenn man mehrere Ladestationen, Verbraucher und unterschiedliche Stromkapazitäten zur Verfügung hat. Gerade auf Campingplätzen kann der verfügbare Strom schwanken. Das Lastmanagement an der Ladestation erkennt die verfügbare Menge an Strom und regelt die Abgabe an das Fahrzeug so, dass es zu keiner Überlast kommt. Gleichzeitig kann das Lastmanagement bestimmte Ladestationen priorisieren und innerhalb der vorhanden Energiemenge bevorzugen oder benachteiligen. Dies führt dann zu längeren oder kürzeren Ladezeiten, je nachdem, wie man es einstellt.

CWH: Sie sprechen von speziellen Anforderungen im Campingbereich – welche sind das?

SCAPO: Die Elektrisierung der Mobilität nimmt auch im Campingbereich stark zu. Demzufolge sind Elektroladestationen ein wichtiges Platzmerkmal, welches der Kunde bei seiner Buchung berücksichtigt. Wichtig ist daher, Elektroladestationen für alle Gäste gut zugänglich anzubieten. Idealerweise können auch Nichtgäste die Elektroladestation nutzen, sodass sie zusätzliches Geld erwirtschaften kann und neue Kundengruppen den Platz kennenlernen. So können Restaurants des Campingplatzes nochmals neue Besucher bekommen, die sonst woanders speisen würden. Wenn der Strom verkauft werden soll z. B. pro Kilowattstunde, ist es wichtig, eine eichrechtskonforme Ladestation zu wählen, die entsprechende Prüfung und Konformität hat. Diese Prüfungen kosten die Hersteller enorm viel Geld, wodurch eichrechtskonforme Ladestationen teurer sind. Das Eichrecht dient dem Verbraucherschutz, dass dieser sicher sein kann, die bezahlte Menge an Strom auch erhalten zu haben. Die Bezahlung sollte dabei direkt an der Ladestation via EC- oder Kreditkarte erfolgen. Das hat zum einen den Vorteil, dass die Ladestation nicht an Öffnungszeiten gebunden ist, also 24 Stunden an sieben Tagen Geld verdienen kann. Zum anderen haben die meisten Gäste eine entsprechende Kreditkarte. Unbedingt vermieden werden sollten Zahlungsmittel, die herstellerbezogen oder stromanbieterbezogen sind. Gäste aus anderen Regionen haben diese Karten oft nicht, sodass die EC- und Kreditkartenlösung als Zahlungsmittel, welches wir anbieten, die ideale Lösung darstellt.

CWH: Weshalb sollte man Elektrofahrzeuge nicht einfach an der Stellplatzsteckdose laden?

SCAPO: Die Steckdose am Stellplatz bzw. die verbundenen Leitungen sind nicht für eine ständige Dauerlast ausgelegt, wie es beim langen Laden eines Elektrofahrzeugs der Fall ist. Daher ist es wichtig, eine Ladestation zu installieren, da diese entsprechend aufgebaut und abgesichert ist.

CWH: Welche Fördermittel können Campingplatzbetreiber in Anspruch nehmen?

SCAPO: Es gibt zahlreiche Förderprogramme auf Länderebene, wie z. B. in Schleswig-Holstein oder Hessen, aber auch bundesweite Förderprogramme vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Hier werden ca. 40 Prozent der förderfähigen Kosten (Planung, Hardware, Installation) erstattet. Es lohnt sich also aktuell mehr denn je, in den Ausbau der Elektromobilität zu investieren. Wichtig: Die meisten Förderprogramme müssen vor dem Kauf einer Ladestation bewilligt werden. Erst nach Bewilligung sollte man einen Auftrag platzieren. Wir unterstützen natürlich gerne bei der Umsetzung und Planung.

CWH: Was gilt es neben der Hardware noch zu beachten?

SCAPO: Wir bieten neben der reinen Hardware und Beratung auch eine entsprechende Software in Form eines Backends für die Ladestation an. Damit kann diese überwacht, abgerechnet und gesteuert werden. Zum Beispiel können Sie über unsere Software Ihre Ladestation auch an Öffnungszeiten anpassen oder auch Strommengen begrenzen. Mancher Campingplatzbetreiber stellt auch eine Parkgebühr nach sieben Stunden Ladezeit ein, damit Gäste nicht auf die Idee kommen, die Ladestation als ihren privaten Dauerparkplatz zu verwenden. Durch die einstellbare „Strafgebühr“ ab einer bestimmten Zeit verhindern Sie Dauerparken nachhaltig. Weiterhin können Sie auch Benutzergruppen einstellen, die kostenfrei laden dürfen, wie z. B. Betriebsfahrzeuge oder Mitarbeiter. Diese autorisieren sich über einen RFID-Chip oder eine Ladekarte.

Übergabe und Inbetriebnahme der SCAPO Elektroladestation (v.l.n.r.): Peter Daly, Leiter Technik SCAPO, Norbert Kloodt, Geschäftsführer Camping Stover Strand, Philipp Lazic SCAPO.

Foto: SCAPO GmbH

Unsere Interviewpartner waren:

Dejan Grgic-Groß, Geschäftsführer der SCAPO GmbH

Philipp Lazic, Prokurist der SCAPO GmbH und Vorsitzender des Förderbeirats im BVCD e. V.

Zum Unternehmen:

Die SCAPO GmbH ist Hersteller von Elektroladestationen und Strominfrastruktur (Schaltschränke, Verteilerschränke, Zählerfernauslesung). Das hessische Unternehmen ist aktives Fördermitglied im BVCD sowie der EK Group.

Glossar

· Lastmanagement: Misst den zur Verfügung stehenden Strom und verteilt diesen nach Vorgaben.

· Eichrechtskonformität: Geprüfte Ladestation nach Eich- und Messgesetz, um den Strom nach geladenen Kilowattstunden zu verkaufen.

· AC-Ladestation: Ladestation für Wechselspannung (3,7-22 kW)

· DC-Ladestation: Ladestation für Gleichspannung (24-50 kW)

Mehr Infos unter www.scapo.de oder unter direkt über