Traut euch! „Ja“ zu neuen Chancen

Jakob Lipp gilt als einer der besten und erfolgreichsten Mentalisten, der sein Wissen und seine Expertise an Unternehmen, Verbände und Organisationen weitergibt. Er ist Mutmacher, Impulsgeber, Mentalist, Keynote Speaker und ein Profi in der nonverbalen Kommunikation. Seit über 20 Jahren begeistert er sein Publikum auf der Bühne. So auch letztes Jahr auf dem Norddeutschen Campingtag in Travemünde.

CWH: Können Sie kurz zusammenfassen, um was es bei Ihren Vorträgen geht?
JL: Ich zeige dem Publikum auf, wie der Mensch tickt, wie er denkt und funktioniert. Das folgt Mustern, die man ganz klar definieren und aufzeigen kann. Verändern wir nur wenige dieser Bausteine, kommen wir oft schon ins Straucheln. Oder eben auch nicht. Dafür gebe ich den Zuschauern Kniffe, Werkzeuge an die Hand und ermutige sie, Neues zu wagen und sich auf Veränderungen einzulassen.

CWH: Wieso fallen uns Veränderungen so schwer?
JL: Um Neues zuzulassen, müssen wir unsere Denkweise oder – wie man heute sagt – unser Mindset ändern. Damit tun wir uns aber schwer. Zu Veränderung sagt unser Gehirn erst einmal: „Nein, ich will das nicht.“ Wir Menschen neigen dazu, nicht in Chancen zu denken, sondern in Geschichten und in altbekannten Mustern. Es muss für uns ganz einfach überschaubar sein. Wir leben in einer Welt mit großer Reizüberflutung. Folglich nimmt unser Gehirn nur das wahr, was es kennt und eben nicht das Unbekannte.

CWH: Das klingt nach Suggestion?
JL: Wir alle sind extrem beeinflussbar – in unserem Alltag, in der Partnerschaft, beim Einkaufen oder durch die Werbung. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ein Mann geht in die Parfümerie, um ein neues Aftershave zu kaufen. Die Verkäuferin präsentiert ihm zwei Düfte: Einer riecht nach Sandelholz, der andere nach alten Autoreifen. Der Mann kennt den Geruch von Sandelholz nicht, sehr wohl aber den von alten Autoreifen. Für welchen Duft entscheidet er sich?
CWH: Für die alten Autoreifen?
JL: (Lacht) Ja genau, er folgt einem bekannten Muster.

CWH: In diesem Fall wäre es sicher besser gewesen, mutiger zu sein und Neues zu wagen.
JL: Definitiv. Ich habe den Teilnehmern auf dem Norddeutschen Campingtag daher auch den Tipp gegeben, dass sie durch unlogisches Denken, durch Experimentierfreude und durch mutige Schritte sehr viel schneller ans Ziel kommen können. Mit Mut Neues wagen, auch wenn das Gehirn erst einmal „nein“ sagt.

CWH: Zwei junge Männer aus Südbayern haben nach diesem Prinzip gehandelt, etwas Verrücktes und Unlogisches getan, was schlussendlich aber schnell zum Ziel geführt hat.
JL: Die beiden Männer hatten einen Verkaufsautomaten mit regionalen Lebensmitteln aufgestellt. Er lief nicht gut, es gab kaum Nachfrage. Um diesen Zustand zu ändern, haben sie kundgetan, dass es dort ab sofort auch Kaviar zu kaufen gibt. Sofort war die Presse da, um darüber zu berichten. Obwohl der Kaviar so gut wie keine Abnehmer fand, war dies aber der Schlüssel zu wohlwollenden Berichterstattungen in der Presse. Von diesem Zeitpunkt an waren sie in aller Munde und der Verkaufsautomat gut besucht.

CWH: Eine solche verrückte Idee haben Sie auch den Teilnehmern auf dem NCT vorgestellt.
JL: Ich habe das Publikum gefragt, wie es auf Campingplätzen eigentlich mit Flugtaxis aussieht und wer dafür bereits Plätze reserviert hat. Erst einmal gab es laute Lacher, aber letztendlich geht es genau darum, einfach mal mutig und ein bisschen verrückt zu sein. Denn darüber schreibt vielleicht die Presse, mit Sicherheit aber werden viele Gäste und Besucher vor einem für Flugtaxis reservierten Platz stehen bleiben, Fotos machen und diese in den sozialen Medien teilen. So bringt man Emotionen ins Spiel, bekommt Aufmerksamkeit und kostenlose Werbung.

CWH: Es geht also auch immer um Emotionen?
JL: Richtig. Emotionen schlagen Fakten. In den Jahren der Pandemie sind Emotionen oft auf der Strecke geblieben. Vieles hat am Bildschirm und visuell stattgefunden. Emotionen waren schwerer greifbar. Das heißt, wir müssen nun wieder vielmehr hinschauen, hinhören, Emotionen zulassen und mit ihnen arbeiten. Ein Campingplatz kann bei seinen Gästen sehr viel mehr mit Emotionen punkten als mit nüchternen Fakten. Emotionen bleiben hängen, Fakten nicht. Schreibt ein Platzbesitzer auf seiner Website: „Hier können Sie die schönsten Sonnenuntergänge genießen!“, zieht das bei Gästen doch so viel mehr, als wenn er schreibt: „Wir haben 123 Stellplätze und 1,5 Hektar Fläche.“ Sonnenuntergänge wecken Emotionen. 1,5 Hektar tun das nicht, denn damit können die wenigsten etwas anfangen.

CWH: Leider müssen wir zum Ende kommen, auch wenn ich Ihnen noch Stunden zuhören könnte.
JL: Dankeschön, das freut mich. Für das neue Jahr möchte ich die Leserinnen und Leser Ihres Magazins dazu ermutigen, Neues zu wagen, Chancen zu nutzen und auch Fehler und Misserfolge zuzulassen. Denn tun wir das nicht, kommen wir nicht vorwärts. Dann stehen wir auf verlorenem Posten und treten auf der Stelle. Wir müssen moderner werden und gleichzeitig wieder mehr den Blick auf die Menschen und auf ihre Emotionen richten. (KW)

Mehr Infos zu Jakob Lipp unter: www.jakoblipp.com
Foto: Jakob Lipp

#Flugtaxi: Von der Idee begeistert

„Der Vortrag von Jakob Lipp hat mich sofort inspiriert. Es ging darum, mutig zu sein und in die Zukunft zu denken. Seine Idee mit dem Lufttaxi habe ich nach meiner Rückkehr vom Norddeutschen Campingtag sofort in die Tat umgesetzt. Ich habe ein Schild mit der Aufschrift „Reserviert für Flugtaxis“ produzieren lassen und es auf eine Parzelle gestellt. Wir müssen ja vorbereitet sein, wenn diese bald bei uns landen. (lacht) Fotos und ein Video, das ich davon gemacht habe, kamen bei unseren Followern in den sozialen Medien jedenfalls schon einmal sehr gut an und hat die gewünschte Aufmerksamkeit gebracht. Wenn dann Flugtaxis irgendwann Realität werden, haben wir schon einmal vorgesorgt.“ Gereon Diart, Campingplatz Hetzingen

Foto: Gereon Diart