#Campingland Nordrhein-Westfalen

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Fakten

Einwohnerzahl 2022: 18 077 762 Millionen

Fläche: 34.112 Quadratkilometer

Sonnenstunden/Sommer 2022: 785 (*Statista)

Anzahl Campingplätze: 326 (*Pincamp)

Campingplätze Landesverbandsmitglieder: 120

Campingübernachtungszahlen 2022: 2.355.499 (camping.info)

Interessenvertretung/Campingwirtschaft: Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland/Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V. (BVCD NRW e. V. )

Präsident: Leo Ingenlath

Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland/Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V. (BVCD NRW e. V. )

Präsident: Leo Ingenlath

Leo Ingenlath, Präsident  BVCD NRW e. V.

Foto: Leo Ingenlath/BVCD NRW e. V.

Viel los in NRW

(.) … geänderte Bauverordnung, Grundsteuer, Betriebsübergabe … (.)

Grund zur Freude: Nordrhein-Westfalen darf laut camping.info ein Plus von 37,30 Prozent bei Campingübernachtungen im Jahr 2022 verzeichnen. Die gestiegene Nachfrage an diese Urlaubsform fordert aber auch ihren Tribut, der nach Lösungen für nötige Angepassungen, zeitgemäße Neuerungen und rechtliche Änderungen fragt. So auch beim Landesverband in NRW.

CWH: Lieber Leo Ingenlath, Ende April findet Ihre Mitgliederversammlung in NRW statt. Welche Schwerpunkte stehen im Fokus?*

LI: Wir befinden uns mitten in einem Generationenwechsel. Diese Situation hat zur Folge, dass es auch in NRW ein verstärktes Interesse am Umgang mit Betriebsübergaben und Vererbungen gibt. Sie wirft Fragen auf, welche Herausforderungen bei einem solchen Vorhaben gemeistert werden müssen. Um Antworten zu bekommen, haben wir zu unserer Mitgliederversammlung einen Spezialisten eingeladen. Frank Kusmierz, Geschäftsführer der Hoketus Beratungsgesellschaft mbH, wurde uns von der IHK NRW empfohlen. Ein weiteres Thema ist die Energie und was wir hinsichtlich Inflation und Preisentwicklung bei Gas, Strom und Co. zu erwarten haben und welche Möglichkeiten und Empfehlungen gegeben werden können. E-Mobilität und Ladesäulen auf Campingplätzen stehen auch auf der Liste – allerdings eher als Nebenprodukt. Auch die Überlegung, wie wir in Zukunft mit Balkonkraftwerken und Solarwärmepumpen umgehen sollen, wird derzeit thematisiert. Sollen wir unseren Gäste, speziell im Dauercamping- und Mobilheimbereich, gestatten, dass sie ihren Strom selber produzieren und bei Überschuss sogar einspeisen können?

* Anmerkung der Redaktion: Ein Feedback zur Mitgliederversammlung konnten wir nicht einholen, da sie sich der Termin mit der Druckabgabe unseres Heftes überschnitten hat.

CWH: Die geänderte Bauverordnung in NRW ist sicher auch ein Brennpunkt?

LI: Allerdings, die Baugenehmigungspflicht für Mobilheime auf Camping- und Wochenendplätzen ist bei uns ein Riesenthema und ganz sicher nicht nur ein Papiertiger. Die Bauordnungsbehörden in NRW, seien es Städte, Gemeinden oder zuständige Landkreise, gehen gerade systematisch vor und nehmen viele Campingbetriebe ins Visier. Viele dieser Plätze wurden vor vielen Jahren gebaut und sind damals noch als Campingplatz genehmigt worden. Zu dieser Zeit gab es die Differenzierung der Camping-und Wochenendplatzverordung noch gar nicht – sie ist erst später entstanden. Heute stehen auf diesen Campingplätzen auch Mobilheime und so sagen die Bauordnungsbehörden, was nur nach Campingplatz und nicht als Wochenendplatz genehmigt wurde, darf keine Mobilheime aufstellen. Das hat natürlich Konfliktpotenzial und führt zu Verunsicherung in der ganzen Branche. Mag sein, dass es für bestehende Objekte einen Bestandschutz geben wird. Wenn aber alte Mobilheime ersetzt oder nach der Flut (auch Campingplätze in NRW waren betroffen) neu aufgebaut werden müssen, geht das Dilemma los, denn nun muss jedes einzelne Mobilheim neu genehmigt werden. Die Behörden tun sich schwer, denn ein schnelles und einfaches Verfahren ist das sicher nicht, es ist ein sehr aufwendiger und komplexer Prozess und großer Aufwand. Sogar Mobilheimhersteller sprechen uns zu dieser Angelegenheit an und fragen, was in NRW los ist. Warum wir das nicht verhindert haben. Wie aber soll man etwas verhindern, wenn man erst im Nachhinein davon erfährt – wie in unserem Fall, dass die Bauordnung in NRW geändert wurde. Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass es bei uns nun Campingplätze gibt, zum Beispiel unsere Mitglieder, die sich brav und folgsam an das neue Gesetz halten, sich damit aber mit der Weiterentwicklung ihres Platzes schwertun. Auf der anderen Seite gibt es Plätze, die das alles wenig interessiert. Sie stellen einfach ihre Mobilheime auf und warten ab, getreu dem Motto: Es wird schon nichts passieren. Das ist natürlich Wettbewerbsverzerrung und überspannt den Bogen.

CWH: Sicher geht es aktuell auch in NRW um die Grundsteuererklärung, richtig?

LI: Ja, denn dieses Thema hat eine besondere Problematik. Viele Grundstücke von Campingplätzen in NRW wurden auf dem Geo-Portal falsch bewertet und mussten erst einmal richtig zugewiesen werden. Teilweise wurden Flächen als bebaute Grundstücke deklariert, obwohl gar keine Gebäude daraufstehen. Es muss eben berücksichtigt werden, dass dort, wo ein Wohnwagen steht, kein bebautes Grundstück ist. Es gab sogar Fälle, wo Mobilheimnutzer vom Finanzamt eine Aufforderung bekommen haben, ihre Grundsteuererklärung zu machen, was sie dann auch fleißig gemacht haben, obwohl ihnen das Grundstück gar nicht gehört. Momentan sind einige Finanzverwaltungen noch überfordert mit der Flut an Erklärungen. Ich habe aber gehört, dass diejenigen, die bereits Bescheide erhalten haben, in den Widerspruch gegangen sind – weil sie eine vier- bis fünffach höhere Bewertung bekommen haben. Es werden im Moment bereits verschiedene Musterprozesse geführt. Warten wir ab, wie es weitergehen wird.

CWH: Können Sie bitte noch kurz zusammenfassen, wo Sie sonst noch Handlungsbedarf sehen?

LI: Ganz klar bei der Digitalisierung und Automatisierung und natürlich ist auch der Arbeitskräftemangel nicht wegzudiskutieren. Er trifft unsere Branche hart. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie sich Campingplätze mit Ausbildungsbetrieb künftig positionieren können und ob dieses Berufsbild, so wie wir es heute kennen, noch interessant für junge Menschen ist.

CWH: Herzlichen Dank für das Gespräch.

LI: Gerne. Ich möchte unser Gespräch noch mit einem positiven Statement beenden: Es ist schön, dass Camping auch in NRW weiter auf einem guten Weg ist und dass es immer mehr Betriebe gibt, die sich einem neuen Tourismus öffnen und sich vom miefigen Dauercamping, wir es früher einmal war, verabschieden.