Der Camptalk mit Bernd Stelter

Bernd Stelter ist ein echtes Multitalent. Er singt, spielt Theater, moderiert und schreibt erfolgreich Sachbücher, Romane und Krimis. Er kann lustig und kritisch-politisch, kennt die Bühne, das Fernsehen und den Karneval. Auch wenn er sich selbst nicht als Comedian bezeichnet, begeistert er mit seinen Comedyprogrammen seit Jahren ein großes Publikum. Und wäre das nicht alles schon genug, geht er auch noch mit großer Leidenschaft auf den Campingplatz.

CWH: Gerade sind Sie in Walcheren, in Zeeland, an der niederländischen Nordseeküste, genießen Campingflair und schreiben an Ihrem neuen Campingkrimi.
BS: Ja, hier auf dem Campingplatz kann ich wunderbar schreiben, das Telefon klingelt selten, ich kann es sogar ausschalten. Hier habe ich meine Ruhe. Am 30. September muss ich fertig sein, ich nähere mich also dem Ende.

CWH: Was gab den Startschuss für diese Buchreihe?
BS: Wenn man über einen Campingplatz läuft, steht vor jedem Wohnwagen und vor jedem Wohnmobil ein Tisch. In 90 Prozent der Fälle liegt ein Buch darauf und in 90 Prozent ist dieses Buch ein Krimi. Folglich habe ich irgendwann gedacht, dass es scheinbar riesigen Spaß machen muss, im Campingurlaub Mörder zu jagen. Was könnte wohl der perfideste Mord sein, der auf einem Campingplatz passiert? Bei einer Flasche Rotwein kam die Idee: Wenn der Kantinenwirt des Campingplatzes kopfüber in der Porta-Potti-Entsorgungsstation aufgefunden wird und das nicht nach Selbstmord aussieht. Mit diesem Fall hat alles begonnen.

CWH: Inzwischen sind es bald vier Krimis, in denen Inspektor Piet van Houvenkamp ermittelt. Das klingt nach jeder Menge Liebe zu Ihrem Protagonisten.
BS: Es macht mir riesigen Spaß, meinen Kommissar ermitteln zu lassen, während ihm dauernd fünf bekloppte Camper in die Quere kommen und ihn unterstützen wollen.

CWH: Darf ich davon ausgehen, dass die Charaktere der fünf Camper, die Ihren Inspektor regelmäßig „nerven“, nicht frei erfunden sind? Könnte es sein, dass Ihre Campingnachbarn Vorbilder waren?
BS: So ist es, es gibt diese Camper wirklich, alle erkennen sich in den Rollen wieder und haben jede Menge Spaß daran.

CWH: Wie viele Krimis wird es noch geben?
BS: Vielleicht wird das Buch nicht der letzte Fall von Inspektor Piet van Houvenkamp sein, aber viel wird nicht mehr kommen, ich möchte ja nicht zum Commissario Sowieso in Dauerschleife werden.

CWH: Bei so viel Camping würde es mich interessieren, seit wann Sie dieser Urlaubsform frönen?
BS: Als Kind hatte ich Probleme mit den Bronchien. Der Doktor empfahl das Reizklima an der Nordsee. Einen klassischen Aufenthalt im Hotel hätten sich meine Eltern aber nicht leisten können – mein Vater war Metallarbeiter, meine Mutter Hausfrau. Also wurde kurzerhand ein Zelt gekauft, selbiges in den VW Käfer geladen und los ging’s. Ab da waren das meine Urlaube. Als ich erwachsen und beruflich erfolgreicher wurde, gingen mein Frau, meine beiden Kinder und ich dann in Ferienhäuser und in Hotels. Den erneuten Campingknackpunkt gab es dann während eines Urlaubes in Dänemark. Wir hatten ein wirklich tolles Ferienhaus, nur unseren Kindern hat es leider überhaupt nicht gefallen, es war ihnen zu langweilig. An einem Tag besuchten wir dann meine Schwester, die in der Nähe auf einem Campingplatz war. Unsere Kinder hatten Spaß, sind den ganzen Tag rumgeturnt und auf der Rückfahrt waren sie hundemüde und sind im Auto eingeschlafen. Da habe ich zu meiner Frau gesagt: „Schatz, wir haben bisher etwas falsch gemacht.“

Die Anfänge: Bernd Stelter als kleiner Stepke mit der Familie beim Zelten

CWH: Ab da stand der Campingurlaub wieder auf dem Plan?
BS: Genau. Nach diesem Erlebnis haben wir beschlossen, einen Wohnwagen zu kaufen. Zuerst wollten wir einen mieten, aber die hatten nur die kleinen Knutschkugeln. Da meine Frau bis zu diesem Zeitpunkt Camping nicht kannte, haben wir uns lieber für ein langes und geräumiges Modell entschieden und einen Dethleffs 560 TK gekauft. Eine kleine Anekdote gibt es auch dazu: Während des Verkaufsgespräches riet mir der Verkäufer allen Ernstes: „Nehmen Sie den mit der Tandemachse, der rappelt nicht so beim B…“ Ganz ehrlich, das hat er wirklich gesagt. Wir haben den mit der Tandemachse genommen. (lacht)

CWH: Wo gingen die ersten Reisen hin?
BS: Als die Kinder noch kleiner waren, wollten wir erst einmal die Fahrstrecke minimieren, da man allzu viel Benjamin Blümchen im Auto ja auch nicht aushält. Also haben wir einen Zirkel genommen und einen Bogen um unser Zuhause in Bonn geschlagen. Herausgekommen ist Zeeland im Süden der Niederlande. Dort gab es einen Campingplatz mit einem Streichelzoo. „Super“, dachte ich, „mit dieser Kombi bin ich der Weltmeistervater.“ Der Campingplatz war auch wirklich toll, es gab dort bereits 1996 private Waschhäuser. Das waren quasi Würfel mit vier kleinen Kabinen drin, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen.
CWH: Tja, in Sachen Camping sind uns die Niederländer eben definitiv voraus.

Später kam der Wohnwagen: Bernd Stelter grillt an

CWH: Andere Länder haben Sie nicht interessiert?
BS: Doch, aber Europa musste leider weichen – denn ich wurde zum Dauercamper. Der klassische Camper will im Urlaub etwas anderes sehen als sein Zuhause. Ich bin das ganze Jahr auf Tour, ich fahre von einem Hotel ins nächste. Da freue ich mich, wenn ich „meinen“ Campingplatz genieße.

CWH: Der Campingplatz ist geblieben, aber den Wohnwagen haben Sie gegen ein Chalet getauscht.
BS: Stimmt, heute mache ich Camping light, Seniorencamping eben. (lacht) Wir haben ein Mobilheim gekauft, einen Winkelbungalow auf Rädern. Das hat uns gefallen, denn alles, was Räder hat, ist keine Immobilie. Folglich fällt auch die Immobiliensteuer und die ganze Bürokratie drumherum weg. Den Entschluss, uns ein festes Wohnobjekt zuzulegen, haben unsere Kinder erst einmal belächelt. Heute besitzen sie, ein paar Hundert Meter von uns entfernt, selber eines. Ist eben eine tolle Sache.

Heute ist Camping light angesagt: Bernd Stelter vor seinem Mobilheim

CWH: So, genug gecampt, kommen wir zum Beruflichen. Als ich mich auf unser Interview vorbereitet habe, stellte ich wieder einmal fest, dass Sie sehr vielseitig und äußerst kreativ sind. Sie machen Comedy, sind Schauspieler, Schriftsteller, Sänger, Fernsehmoderator und ein deutscher Karnevalist. Das ist eine ganze Menge.
BS: Ja, das stimmt, es macht mir eben alles sehr viel Spaß.

CWH: Sie waren unter anderem zehn Jahre festes Mitglied der satirischen RTL-Talkshow „7 Tage, 7 Köpfe“. Als diese Ära vorbei war, kam es Ihnen sicher zugute, dass Sie so breit aufgestellt waren.
BS: Das ist richtig. Wenn man sich nur auf einen Punkt konzentriert, kann das sehr gefährlich werden. Als meine Zeit beim Fernsehen vorbei war, war das auch nicht weiter schlimm, denn es gab ja noch Tourneen und Bücher und Karneval!

CWH: Rudi Carrell hatte Sie damals in diese Talkshow geholt. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
BS: Im Job war er sehr hart und ein echter Perfektionist. Er war aber auch mein Mentor, ich habe sehr viel von ihm gelernt. Privat war er ein sehr angenehmer Mensch, mit dem ich viel lachen durfte.

CWH: Mit „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“ sind Sie ab Mitte September wieder auf Tour. Um was geht es?
BS: Mein aktuelles Programm ist für alle, die über Montage mosern, über Dienstage diskutieren, die Mittwoche mies und Donnerstage doof finden. Wir verschenken fast fünf Tage pro Woche, nur damit endlich wieder Wochenende ist. Wir müssen aber jeden Tag genießen. Das können die Dänen, die Schweden und die Schweizer viel besser als wir. Tourdaten unter: berndstelter.de

CWH: Und wie lernt man das?
BS: Ganz einfach. Wenn Sie abends ins Bett gehen, fragen Sie sich doch mal: „Was habe ich heute Schönes erlebt, was habe ich Schönes gesehen? Welche freundlichen Menschen habe ich getroffen?“ Das ist der Anfang, und dann ist es wie beim Fahrradfahren. Draufsetzen und los geht’s!

CWH: Das Programm für 2024 steht auch schon fest?
BS: Ja, im nächsten März ist Premiere. Das Programm heißt: „Reg dich nicht auf. Gibt nur Falten!“

CWH: Prima, ich komme. Glättet das auch meine?
BS: Auf jeden Fall! (lacht)

CWH: Falten sind eine prima Überleitung. Kommen wir noch kurz zum Gewicht. Wie haben Sie es geschafft, derart zu erschlanken? Ich glaube, Sie haben 23 Kilo abgenommen.
BS: Ich habe das ohne Hungern und übertriebenen Sport geschafft. Ich besitze ein Fitnessarmband und gehe jeden Tag 10.000 Schritte. Stelle ich abends fest, dass das Pensum noch nicht erreicht ist, ziehe ich noch einmal los.

CWH: Zu guter Letzt nehmen wir noch einen guten Schluck und zielen ins Tor. Welche Rolle spielen Wein und Fußball in Ihrem Leben?
BS: Ich bin in Unna groß geworden, einer meiner Onkel war Borussia-Dortmund-, der andere Schalke-Fan. Beide haben mich ins Stadion mitgenommen. Meine Mama hatte mir einen blauweißen und einen schwarzgelben Schal gestrickt, und so wurde ich Fan von beiden Vereinen. Ab und zu gucke ich mir noch Spiele im Fernsehen an, ins Stadion würde ich aber nicht mehr gehen. Als ich das letzte Mal dort war, haben die die ganze Tribüne vernebelt. Ich habe mich da nicht mehr wohlgefühlt. Der Wein hingegen spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Zusammen mit einem Freund, dem Warendorfer Hotelier Gerd Leve, bringe ich eigene Weinkreationen auf den Markt. Das ist Kreativität, Spaß und Genuss in einem. Mein Sohn hat das zum Beruf gemacht: Er ist Winzer.

CWH: Lieber Herr Stelter, ich sage ganz herzlichen Dank für das amüsante Gespräch. Ich denke, dass ich heute keine 10.000 Schritte schaffen werde, da heute Abend Ihr Krimi „Mieses Spiel um schwarze Muscheln“ auf mich wartet. Ich muss unbedingt wissen, wie es weitergeht. 

Das Interview führte CWH-Chefredakteurin Karin Werner

Alle Fotos: Bernd Stelter

Bernd Stelter: Der Krimiautor

Foto: Bastei Lübbe Verlag

Mieses Spiel um schwarze Muscheln: Inspektor Piet van Houvenkamp hat einen Hornhecht am Haken, der Angler neben ihm eine Leiche. Jacobus Schouten, ein Muschelfischer, wurde in einen Jutesack eingenäht und ist ertrunken. Eindeutig Mord! Verdächtige gibt es viele, Unterstützung leider auch: Fünf deutsche Camper von „De Grevelinge“ ermitteln tüchtig mit. Sein neuer Campingkrimi „Mode, Mord und Meeresrauschen“ erscheint Ende Februar 2024 beim Bastei Lübbe Verlag. Geschrieben hat er ihn größtenteils – natürlich ganz standesgemäß – in Zeeland auf dem Campingplatz.