Hände gereicht – Frieden dennoch nicht in Sicht auf dem Campingplatz in Prerow

War es „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austin, Tolstoi‘s „Krieg und Frieden oder doch die „Unendliche Geschichte“ von Michael Ende, die die Vorlage für diesen Campingstoff geliefert haben? Nein, liebe Leser, Sie sind nicht in einem Literaturkreis gelandet, sondern im wahren Leben, auf dem Campingplatz in Prerow. Dort wird immer noch gestritten und geklagt, Schuldzuweisungen formuliert und Befindlichkeiten an den Tag gelegt. Die gute Nachricht: Es gab eine Annäherung und ein Angebot.

Rückblick
Seit Monaten sorgen die Auseinandersetzungen an der Ostsee für jede Menge Schlagzeilen in den Medien. (Zu den Hintergründen und Details haben wir in unserer Ausgabe 2/24 berichtet und aktuell auch auf unserer Homepage.) Die Glutnester für die dort stattfindenden Terretoriumskämpfe wurde bereits in der Vergangenheit gelegt und immer wieder auch befeuert. Zum Flächenbrand kam es, als sich die Besitzverhältnisse des Campingplatzes geändert haben und in Folge der Regenbogen AG ein Pachtvertrag nicht verlängert und ein zweiter gekündigt wurde. Dies akzeptiert die Regenbogen AG nicht, bemüht die Gerichte und belegt und erläutert diesen Standpunkt auf Nachfrage sehr umfangreich.

Die Sachlage
Der Campingplatz an der Ostsee besteht aus drei Arealen. Zwei Flächen waren an die Regenbogen AG verpachtet, eine sehr kleine Fläche ist bis heute Eigentum der AG. Die größte Fläche gehört seit 2002 der Stiftung Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (StUN), dort liegt der eigentliche Campingplatz, 80 Prozent der Infrastruktur, sowie der Strandbereich. Hier lief der Pachtvertrag zum 31.12.2023 rechtmäßig aus und wurde seitens der Stiftung nicht verlängert. Die Regenbogen AG aber ist geblieben, hat den Platz nicht verlassen und widerspricht bis heute einer Räumungsklage. Ein vorgeschlagenes Mediationsverfahren wurde von der landeseigene Stiftung Umwelt und Naturschutz MV abgelehnt. Seither wird die Kommunikation über Anwälte geführt, wenn nicht, öffentlich gestritten. Das führte soweit, das Agrarminister Till Backhaus die Regenbogen AG als Mietnomaden und schlechte Verlierer bezeichnet hat und dafür gleich die nächste Anzeige kassiert hat. Das zweite Flurstück, auf dem sich in der Hauptsache Parkplätze und Wohnmobilstellplätze befinden, gehört nun auch dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Hier lief der Pachtvertrag mit der Regenbogen AG nicht aus, sondern wurde gekündigt. Dagegen klagt Regenbogen und sagt: „Der Pachtvertrag enthält eine Option, die 2017 mit dem damaligen Eigentümer, der Treuhand, gezogen wurde und eine Verlängerung der Verpachtung bis ins Jahr 2042 regelt.“ Das Land widerspricht und bezieht sich auf eine im Vertrag enthaltene Klausel, die diese Verlängerung ungültig machen soll. Denn das dort gezogenen Optionsrecht soll rückwirkend erlischen, wenn die Pachtfläche in neues Eigentum übergeht. Da sich der Streit zwischen Land und AG über Jahre ziehen kann und dies eine bleibende „Bedrohung“ für den Campingplatz bedeuten kann, machte Björn Schwake, Stiftung Umwelt und Naturschutz MV (StUN) unlängst den Vorschlag einer friedlichen Koexistenz. Will heißen, dass die Regenbogen AG auf der Fläche des Landes bleibt und die Stiftung Ihre Fläche mit dem neuen Betreiber Campers Friends in Betrieb nehmen kann. Da aber zu Zeiten, als die BIMA noch im Besitz einer Fläche war, Vermessungen stattgefunden haben, die die Grundstücksgrenzen verschoben haben und diese nun Mitten durch Sanitärgebäude laufen, bleibt abzuwarten, wie Regenbogen reagiert. Bis zum Redaktionsschluss hat sich das Unternehmen nicht zu diesem Vorschlag geäußert.

Seit die StUN das Interessensbekundungsverfahren ausgerufen hat, haben sich die Fronten verhärtet.

Dass sowohl das Land, als auch die Stiftung wohl keinen Pachtvertrag mit der Regenbogen AG mehr haben wollte, soll Gründe haben, die sich in die Vergangenheit ziehen. So soll es jahrelang ein eher schwieriges Verhältnis mit der Regenbogen AG gegeben haben, wenn es um den Naturschutz, die Nähe zur Kernzone des Nationalparks und den damit verbundenen Naturschutzvorgaben ging. Seit Jahrzehnten bemängelt der Nationalpark wohl die schwerwiegenden Beeinträchtigung der natürlichen Dünenentwicklung durch den Campingplatz (Dauercampingbereich) und sagt: „Die sensiblen Bereiche in den Dünen müssen geschützt werden“. Dies ist seit 2002 im Nationalparkplan nachzulesen. Als die StUN Eigentümerin wurde hat sie ein Interessensbekundungsverfahren ausschrieben, um einen neuen Pächter mit einem naturverträglichen, innovativen und auch personalverträgliches Konzept zu finden, um den Campingplatz in die Zukunft zu führen. Das Gremium, das im Interessenbekundungsverfahren das beste Konzept gewählt hat, war geprägt von Fachkompetenz und hat sich klar und einstimmig für Campers Friends entschieden. Wann diese allerdings loslegen können steht aktuell weiter in den Sternen.

Landwirtschaftsminister Till Backhaus hat die Regenbogen AG öffentlich als „schlechte Verlierer“ bezeichnet und mit „Mietnomaden“ verglichen. Beim Campertreffen, so sagt die Regenbogen AG, soll er nun vor Vertretern der Presse mit „anderen Möglichkeiten“ gedroht haben.

Der Managementplan „Natura 2000“ (Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräumen) des Nationalparks sieht unter Anderem auch vor, den Platz zu verkleinern und Dauercampingplätze in den Dünen abzubauen. Das hatte bereits schwerwiegende Konsequenzen für die Dauercamper. Im September letzten Jahres ist ein erstes Areal in den Dünen geschlossen worden, 75 Dauercamper bekamen die Kündigung. Ein Aufschrei war die Folge, die Camper setzten sich zur Wehr. Peer Globisch wurde ihr Sprecher, hat eine Petition eingereicht, in die Tiefen gegraben und lies ein Gegengutachten zum Managementplan des Nationalparkes aufstellet, das diesem widerspricht und keine Schließung des Dünenareals der Camper fordert. Ein echtes Dilemma für die Camper aber war die fehlende Kommunikation. Niemand hat mit ihnen gesprochen, weder vor nach der Kündigung. Keine Regenbogen AG, kein Land und auch keine Stiftung. Dieses Versäumnis schuf den Nährboden für Spekulationen und Gerüchte – es wabberte sogar die Mutmaßung, dass der Platz nicht verkleinert, sondern komplett geschlossen werden soll. Anfang April hat nun endlich ein Treffen stattgefunden. Camper, Land und Agrarminister Till Backhaus trafen sich im Dünenhaus in Prerow.

Till Backhaus, Minister für Klimaschutz und Landwirtschaft teilte sein Wissen auf dem Campertreffen im Dünenhaus

Volles Dünenhaus bei der Veranstaltung

Unter anderem der Hartnäckigkeit von Peer Globisch ist es zu verdanken, dass ein Treffen mit Minister Backhaus möglich wurde.

Peer Globisch, Sprecher der Dauercamper

Das war wohl einerseits der Hartnäckigkeit von Peer Globisch zu verdanken, aber sicher auch der Tatsache, dass dieser medienwirksame Streit um den Campingplatz eine unschöne Außenwirkung hat und ein schlechteres Licht auf das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern wirft. Die Veranstaltung war konstruktiv und offen, eine neue Vertrauensbasis konnte geschaffen werden. Missverständnisse wurden ausgeräumt, die Sachlage klar kommuniziert und die Karten auf den Tisch gelegt. Auch Campers Friends war gekommen, konnten ihr Konzept auf Grund des laufenden Verfahrens aber noch nicht präsentieren. Sie bekundigten aber, dass in Zukunft miteinander gesprochen wird und nahmen gerne Fragenzettel der Camper entgegen, um diese zeitnah zu beantwortet. Ein Lichtblick des Treffens war der Vorschlag von Agrarminister Till Backhaus (der eigentlich von Peer Globisch stammte). Es wurde die Möglichkeit in den Raum gestellt, einen Teil des Campingplatzes zu verlagern, um so die geplante Reduktion von 1.200 auf circa 800 Plätze zu kompensieren. Eine Verlagerung könnte östlich des Campingplatzes verlaufen und würde nicht mit dem Nationalpark kollidieren. Allerdings könnte dies dauern.

Ansichten und Standpunkte

Regenbogen AG, Marc Vosshall
„Wir müssen in die Historie schauen, um den komplexen Sachverhalt zu verstehen. Wir hatten zwei Pachtverträge, einen für die Fläche (A) mit den Stellflächen und dem Strandbereich und einen für die Fläche (B) mit der Infrastruktur. Für die Fläche B gab es eine Entschädigungsregelung für die von uns getätigten Investitionen dort. Für Fläche A gab es diese Regelung nicht. Im Laufe der Jahre hat die damalige Eigentümerin BIMA die Flurstücke neu vermessen lassen – seitdem laufen die neuen Grundstücksgrenzen durch Sanitärgebäude. Damals war uns das egal, da wir stark davon ausgegangen sind, weiter Pächter zu bleiben. Nun sagt Stiftung und Minister Backhaus, dass wir die neuen Flurflächen im Verpachtungsnachtrag akzeptiert haben, die Gebäude nun auf Fläche A liegen und damit nicht mehr entschädigt werden müssen. Das hat Streitpotenzial. Bereist 2014 haben wir ein Leuchtturmprojekt in Planung genommen. Dafür wollten wir sehr viel investieren, denn die Natur ist unser höchstes Gut und wir wollen einen naturnahen und umweltschonenden Tourismus schaffen wollen – Flächen renaturieren, abbauen, Autos rausnehmen, und so weiter. 2015 haben wir das Konzept dem Umweltministerium, der BIMA und dem Wirtschaftsministerium präsentiert. Alle fanden es gut. In der Folge gab es Arbeitsgruppen, wir haben uns mehrfach mit dem Nationalpark getroffen. 2017 sagte Backhaus: „Wenn wir akzeptieren, dass Flächen reduziert werden, können wir das Projekt umsetzen, bestätigte uns dies 2018 schriftlich und stellte uns eine Vertragsverlängerung bis 2040 in Aussicht. Also gingen wir in die Entwicklungsphase. Als das Land in Besitz der Fläche B kam, haben wir das noch gegrüßt, unsere Leuchtturmprojekt wurde ja weiter befürwortet. Zu dieser Zeit war das Verhältnis auch mit der StUN und mit Herrn Schwake noch sehr gut. Dann sollte es plötzlich ein Interssensbekundungsverfahren geben. Das hat uns sehr iirtiert. Wir sollten daran auch teilnehmen, hieß es und man bekundete uns die beste Chancen. Also haben wir unser Leucchtturmprojekt entsprechend den Verfahrensvorgaben adaptiert, kamen damit in die zweite Runde und Tags darauf eine E-Mail, in der stand, dass wir raus sind. Eine Stunde später konnte man es bereits in der Presse lesen. Kurz darauf, im Herbst 2023 räumte Minister Backhaus dann plötzlich die Fläche des Areals I, was keine Regenbogenentscheidung war. Wir streiten also an mehreren Stellen, haben auch der Kündigung durch das Land widersprochen. Zum einen ist die Fläche dem Land nicht in einem Restitutinsverfahren zugesprochen worden, wie es eigentlich hätte sein müssen und bezüglich der gezogenen Option der Vertragsverlängerung im Pachtvertrag. Das ist der Hintergrund, warum wir unsere Rechte wahren wollen und die Institution einer Demokratie nutzen werden. Wenn wir uns nicht einig werden, müssen die Gerichte entscheiden.

Claus Tantzen, Pressesprecher Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt
„Unser Treffen war sehr konstruktiv und die Stimmung sehr gut. Das Versprechen des Ministers, dass der Platz sicher ist, hat dazu natürlich beigetragen. Es wurden ja immer wieder, nicht ohne Absicht, Gerüchte gestreut, dass das Land den Platz eigentlich loswerden möchte. Davon hatten wir erfahren, als eine Veranstaltung der Regenbogen AG stattgefunden hat, zu der wir nicht eingeladen waren und vor der Tür standen. Da das aber mit Nichten so ist, konnten wir diese Angst nehmen. Wir haben die Historie erklärt und Transparenz geschaffen, nichts vertuscht und klar kommuniziert, wohin es gehen soll. Das Fazit der Gäste war sehr positiv. Sie fanden die Ausführungen von Herrn Minister Backhaus sehr erhellend, da sie die Zusammenhänge deutlich und verständlich machen konnten. Die Tatsache, dass nun endlich mit ihnen und nicht nur über sie gesprochen wurde, hat ein Vertrauensverhältnis ermöglicht, wo es vorher kein Verhältnis gab. Wir hätten früher miteinander sprechen sollen, das war sicher ein Fehler – aber mit 100erten von Stellplatznehmern, ohne mit ihnen einen Vertrag zu haben, in den Dialog zu kommen, war für das Land schwierig. Hätten wir sagen sollen: „Lasst uns mal gemeinsam ein Konzept entwickeln, wie wir Euren Verpächter wegbekommen?

„Unser Treffen war sehr konstruktiv und die Stimmung sehr gut. Das Versprechen des Ministers, dass der Platz sicher ist, hat dazu natürlich beigetragen. Es wurden ja immer wieder – nicht ohne Absicht – Gerüchte gestreut, dass das Land den Platz eigentlich loswerden möchte.“ Claus Tantzen

Dietrich Eder, Fachberater Campingwirtschaft, Auswahlgremium Interessenbekundungsverfahren
„Ich kenne den Campingplatz seit über 25 Jahren, konnte als Fachberater hinter die Kulissen schauen und habe die Entwicklung des Platzes miterlebt – wenn man überhaupt von einer Entwicklung sprechen kann. Prerow ist die Cash Cow von Regenbogen und ich muss ganz klar sagen, dass auf dem Campingplatz dennoch Raubbau betrieben und wenig investiert wurde. Wir alle wissen, wie sich Dauerstellplätze im Laufe der Jahre entwickeln können, welche Anbauten teilweise getätigt werden, wenn kein Riegel vorgeschoben wird. Auch in Prerow gab es Fälle und das waren keine Einzelfälle. Gerade in einem so sensiblen ökologischen Bereich, an der Kernzone des Nationalparks, in Mitten von Dünen und Wald darf so etwas nicht geduldet werden. Hier wäre es Aufgabe der Zentrale von Regenbogen gewesen, einzuschreiten. Wenn überhaupt, hat die Regenbogen AG im Laufe der Jahre nur minimal in den Platz investiert, manche Sanitäranlagen haben sich seit der Wende nicht verändert. Als ich für die letzte Klassifizierung auf dem RegenbogenCamp war, musste ich bei zwei Sanitäreinrichtungen sagen: „Sorry, dafür gibt es nur einen Stern. Die Antwort von Regenbogen: „Die sind ja nur für die Dauercamper …“ Da wird klar, dass auch die Wertigkeit der Gäste bei Regenbogen keinen hohen Stellenwert hat. Ich erinnere mich auch an die Aussage einer Topführungskraft dieses Unternehmens die einmal gesagt hat, dass Camper ohnehin alles Idioten sind. Diese „Wertschätzung“ spiegelt sich auch beim Personal wieder. Ich kenne viele Berichte, Bewertungen, war sogar selbst dabei, wie mit Personal umgegangen wurde. Das war nicht schön. Das Thema Personal ist ohnehin ein schwieriges in der Campingwirtschaft – leider wurde von Regenbogen in dieser Sache sehr viel verbrannte Erde hinterlassen. Ich gehe nicht davon aus, dass Regenbogen einlenken wird, da es auch eine Existenzfrage ist. ‚Das Unternehmen wird es aussitzen, die Kriegskasse ist gefüllt, das kann Jahre dauern.‘

Gernot Haffner, Leiter Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
„Wenn man direkt vor Ort auf dem Campingplatz ist, braucht man kein Gutachten, um zu sehen, das die Ausuferungen, die dort im Dauercampingbereich stattfanden, nicht zum Wohle der Dünen waren. Seit 20 Jahren bemängeln wir, dass der Campingplatz zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung führt und eine naturverträgliche Lösung gefunden werden muss. Lange Jahre gab es deswegen schweren Auseinandersetzungen mit der Regenbogen AG, auch die Liste der Ordnungswidrigkeiten war lang. Wir saßen zusammen am runden Tisch, um eine Lösung zu finden, die den erforderlichen naturschutzfachlichen Voraussetzung gerecht wird – dieses Gespräch mussten wir aber leider ergebnislos abbrechen. Sicher hat der Campingplatz nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtfläche des Schutzgebietes, Fakt ist aber, dass er in einem sehr dynamischen Bereich liegt, in dem sich Lebensraumtypen konzentrieren, die es nur dort gibt. Fast alle Küsten werden von Menschenhand gestaltet – hier ist das nicht der Fall, hier gibt es eine sogenannte Ausgleichsküste, die sich stetig verändert und neues Land entstehen lässt. Im Prozess der neuen Landentstehung spielen die Dünen eine ganz wichtige und zentrale Rolle. Ihre natürliche Entwicklung geht von der Primärdüne in die Weißdüne über, dann in die Grau- und Braundüne um schließlich zur bewaldeten Küstendüne zu werden. Dieser natürliche Prozesse unterliegt einem besonderen Schutz und es braucht wieder eine natürliche Dünenentwicklung (Managementplan/Natura 2000). Diesem ungestörten Ablauf steht eine Dünennützung durch Camper natürlich entgegen. Das nun das erste Areal geschlossen wurde und später ein weiteres geschlossen werden soll ist richtig. Es bleiben aber 83, 6 Prozent des Platzes erhalten, unsere Forderungen waren sehr viel weitreichender. Im Zuge des Tourismus waren wir aber kompromissbereit.

Peer Globisch, Dauercamper
Ich habe ein Gegengutachten zum Managementplan beauftragt, das zu dem Schluss kommt, dass nur durch die Camping- und Freizeitnutzung der schützenswerte Lebensraum Feuchtes Dünental offen gehalten wird und dadurch das Aussterben bedrohter Pflanzen (Baltische Binse) verhindert wird. Die europäischen FFH-Richtlinien besagen, dass die Weißdüne geschützt werden müssen. Das steht in klarem Widerspruch zum Managementplan. Dieser bezieht sich aber auch auf die FFH-Richtlinien und verstößt mit der Schließungen der Areale nachweislich gegen sie. Ebenfalls konnte ich klar dokumentieren, dass es eine Beeinflussung des Managementplans seitens des Landes gab. Ich könnte mit meinem Gutachten belegen und darauf beharren, dass wir Camper hier nicht wegmüssen und weiter streiten wie die Kesselflicker. Nachdem nun aber endlich, nach ewigem Schweigen, ein Treffen mit dem Minister, mit Land, Stiftung und Nationalpark stattgefunden hat, bin ich hoffnungsvoll geworden. Die Zusammenkunft war sehr konstruktiv, offen und hat für viel Verstehen beigetragen. Natürlich ist die in Aussicht gestellte Möglichkeit den Campingplatz in östlicher Richtung auszudehnen, eine echte Chance. Es würden so keine Plätze verloren gehen und keine weiteren Camper müssten gehen. Unter diesen Voraussetzungen bin ich natürlich sehr gerne auch kompromissbereit und offen! Ich möchte betonen, dass ich in dieser Sache nicht für mich, sondern im Namen aller 7.000 Camper spreche, die zwischenzeitlich meine Petition unterschrieben haben. Es geht um das Wohl aller!

Gerd Scharmberg, Bürgermeister der Gemeinde Born a. Darß
„Wir haben von dem Vorschlag des Ministers gehört, den Campingplatz in Richtung Osten auszuweiten. Ein Teilbereich dieser Fläche gehört der Gemeinde Born, weitere Besitzverhältnisse müssen noch geklärt werden. Unabhängig davon, wem die Flächen gehören und was Minister Backhaus einbringen möchte, muss das Planungsrecht der Gemeinde Born im Auge behalten werden. Rein Bauplanungsrechtlich müssten diese Areale ja erst einmal zu einem Campingplatz gemacht werden. Die Überlegungen stehen am Anfang – eine Verlagerung in ein anderes Gebiet, raus aus dem Nationalpark, klingt aber plausibel und ist auf alle Fälle ein konstruktiver Vorschlag, den man nicht abtun sollte. Ich wäre ja ein schlechter Bürgermeister, wenn ich einerseits über Einnahmeverluste klage und dann einen solchen Vorschlag abschlagen würde. Wir müssen nun ins Gespräch kommen, mit Eigentümern und auch mit den zuständigen Baugenehmigungsbehörden sprechen. Machen wir uns aber nichts vor, wir liegen in einer heiklen Zone und das kann sich rein planungsrechtliche ziehen und wir stünden mit der deutschen Bürokratie in Kontakt. Vielleicht kommen wir aber mit der Hilfe von Minister Backhaus und dem Umweltministerium schneller voran. Das LNC-Terminal auf Rügen hat der Minister ja auch zügig durchgewunken.“

René Roloff, Bürgermeister Prerow
„Der Campingplatz gehörte in seinen Anfängen, bis zur Wende, der Gemeinde Prerow. Danach wurden die Gemeindegrenzen neu festgelegt und schlussendlich der Campingplatz der Gemeinde Born a. Darß zugeordnet. Seither sind wir außen vor. Natürlich trauert die Gemeinde dem Platz bis heute hinterher, er heißt ja immer noch Prerow. Worunter wir leiden, ist aber die Tatsache, dass wir die Infrastruktur, die Straßen erhalten müssen die durch unsere Gemeinde zum Platz führen. Einnahmen haben wir keine, aber eine gewisse Belastung. Wir verbinden daher mit der Perspektive, die sich nun für den Campingplatz mit einem neuen Betreiber bietet, einige Hoffnung. Zum einen freuen wir uns auf ein Konzept, das endlich unserer naturgeprägten Landschaft Rechnung trägt und wünschen uns, dass sich auch im Verkehr eine Einigung finden wird. Mit der Regenbogen AG gab es dazu nie Gespräche und schon gar keine Einigung – zumindest nicht in den zehn Jahren, in denen ich Bürgermeister bin. Das einzige Gespräch, dass wir jemals mit dem Betreiber hatten, war vor circa sechs Jahren, als sich angedeutet hatte, dass der Platz (Fläche StUN), nach Auslaufen des Pachtvertrages neu ausgeschrieben werden soll. Damals kam Regenbogen zu uns und zur Gemeinde Born, weil sie Hilfe brauchten und uns um Unterstützung gebeten haben, dort als Pächter bleiben zu können. Uns ist sehr daran gelegen, dass es für den Campingplatz eine baldige Regelung gibt, die Gerichte schnell entscheiden, denn all der Streit und die Verunsicherung nützt niemanden, bringt niemanden weiter und schadet unserer Urlaubsregion.

Björn Schwake, Stiftung
Unser Pachtvertrag mit der Regenbogen AG war ausgelaufen und müsste nicht gekündigt worden. Bei uns ist die Rechtslage ziemlich eindeutig, wurde auch von Regenbogen nie bestritten, dennoch ging sie nicht vom Platz. Hat uns gezwungen, um in den Besitz unseres Eigentums zu kommen, eine Räumungsklage anzustreben. Ich gehe davon aus, dass diese Sache noch in diesem Jahr entschieden sein wird. Wie lange der Rechtsstreit mit dem Land dauert, kann ich nicht einschätzen. Als Stiftung möchte ich mich da auch nicht dazwischendrängen – das muss das Land mit Regenbogen vor Gericht ausfechten. Aber doch bitte nicht dabei unsere Flächen in Mithaftung zu nehmen. Um endlich unseren Platz mit Campers Friends betreiben zu können, habe ich den Vorschlag einer friedlichen Koexistenz mit Regenbogen auf der Fläche des Landes gemacht. Fakt ist, dass die Grundstücksgrenze Mitten durch Sanitäranlagen geht – daher muss man sich einigen und klare Absprachen treffen, um ein friedliches Miteinander möglich zu machen. Auch wenn alle gerne die Sektkorken knallen lassen, wenn Regenbogen weg ist, müssen wir doch den aktuellen Gegebenheiten ins Auge schauen. Ich sitze ja nicht wie ein beleidigter Vierjähriger in der Ecke.

„Um endlich unseren Platz mit Campers Friends betreiben zu können, habe ich den Vorschlag einer friedlichen Koexistenz mit Regenbogen auf der Fläche des Landes gemacht.“ Björn Schwake

Neueste Entwicklungen

6.4.2024: „Auf dem Campertreffen machte ich den Vorschlag, einen Campingbeirat zu wählen, um künftig in regelmäßigem Austausch mit den neuen Betreibern zu stehen.“ Peer Globisch

26.4.2024: Von der Regenbogen AG wurde eine Infopräsentation an Dauercamper verschickt, die unter an derem diesen Vorschlag enthält: „Wir haben verstanden, dass es Dauercampende in Prerow gibt, die sich nicht gehört fühlen. Damit sich das ändert, haben wir einen konkreten Verbesserungsvorschlag für die Zukunft: eine regelmäßige Dünenrunde.“

29.4.2024: „Seit 32 Jahren hat Regenbogen keine Silbe mit uns gesprochen, und jetzt plötzlich dieser Vorschlag? Einige wenige Dauercamper haben ihn begrüßt, die meisten aber den Kopf geschüttelt, manche waren sogar richtig entrüstet.“ Peer Globisch

Als die Welt in Prerow noch in Ordnung war

FKK zu DDR-Zeiten

Ein einsames Zelt am Strand

Idylle mit Wäscheleine

Keine Zeit für Glamping und Wohnmobile

Fotos der Veranstaltung: Volker Stephan, Fotos aus vergangenen Zeiten: Peer Globisch, Titelfoto: AdobeStock_527631323

Bericht und Text: Karin Werner