Animation, was so viel wie „beleben, zum Leben erwecken“ heißt, ist genau das, wonach die Menschen jetzt, nach dem Lockdown, sehnsüchtig suchen. Stellt man sich aber Animation mit Maske und Abstand vor, taucht schnell die Frage auf: Kann das funktionieren? Gehört diese Berufsgruppe momentan eher zu den Verlierern dieser Krise? Oder doch nicht?
Animation war in den letzten Jahren von vielen Campingplätzen nicht mehr wegzudenken. Erwachsene erfreuten sich an vielseitigen Unterhaltungsangeboten, entdeckten Körperertüchtigungen wie Yoga oder Wassergymnastik, genossen Kulturangebote und schwebten leichtfüßig über die Tanzfläche. Kinder waren nicht minder begeistert, denn unterschiedlichste Angebote ermöglichten ihnen, ihrem Taten- und Bewegungsdrang freien Lauf zu lassen und ganz nebenbei auch noch neue Freunde zu finden. Die Kleinen waren sinnvoll beschäftigt, was auch den Eltern in Sachen Zweisamkeit zugute kam. Animation war also auf dem Vormarsch und Bestandteil von rundum perfekten Ferien. Bewegung tut Körper und Geist gut, kreatives Werken bringt Entspannung und Kunst erweitert den Horizont. Alles zusammen fördert das ein Miteinander, was aber im Moment coronabedingt immer noch nur sehr eingeschränkt möglich ist. Sorgt das für Unmut bei den Campinggästen? „Nein“, sagt Heidrun Müller vom Campingpark Gitzenweiler Hof, Lindau. „Wir haben unsere eigene Animation auf dem Platz und mussten uns eben etwas einfallen lassen.“ Wenn heutzutage vieles „to go“ angeboten wird, warum dann nicht auch das Basteln? Gesagt, getan, kreierten sie und ihr Team fertig zusammengestellte Basteltüten zur Abholung und lieferten die Anleitung dazu über facebook oder WhatsApp direkt zur Parzelle.
Wie sieht es aber bei Animationsagenturen aus? Liegen bereits Buchungen vor? Welche Konzepte funktionieren und können sie trotz Hygiene- und Abstandsregelungen sicher umgesetzt werden?
Wenn man Vanessa Ulicnik, Projektleiterin bei der S.O.F.A GmbH, fragt, erzählt sie, dass ihr neues Konzept fruchtet. „Wir haben uns aufgrund der fehlenden und klaren Bestimmungen für unsere Branche einfach an den Vorgaben für Kitas und Events orientiert und natürlich alles mit den Behörden abgestimmt. Wenn Zumba mit Abstand bei Erwachsenen funktioniert, warum also nicht auch die Kinderanimation. Wir haben unser Grundprogramm
einfach angepasst, denn Outdoor-Aktivitäten und Basteln sind ja auch mit Abstand ohne Probleme zu realisieren. Natürlich mussten wir die Teilnehmerzahl auf 50 – 60 % herunterschrauben.“ „Kinder“, erzählt sie, „gehen ohnehin manchmal schlauer und verständnisvoller mit der ganzen Situation um, als man annimmt. Sie erinnern sich gegenseitig daran, die Hände zu desinfizieren, sind ganz entspannt, nehmen die Dinge einfach so, wie sie eben sind. Nach meinen persönlichen Erfahrungen aus den Pfingstferien bin ich zuversichtlich und sehe dem Sommer positiv entgegen – ganz getreu dem Motto: Jetzt erst recht!“
Mehr unter: www.sofa.de
Ein coronataugliches Konzept wurde auch von Susanne und Peter Schönwälder, Inhaber der Agentur HAPPY FAMILY erarbeitet. Mit dem Slogan „Mit uns bist du sicher!“ geht man auch hier positiv in die Sommersaison. „Wir alle hier sind überzeugt“, sagt Herr Schönwälder, „dass wir mit unserem neuen Plan alles gut und sicher umsetzen können. Es funktioniert auch deshalb, weil wir keine klassische Clubanimation bieten. Sicher, am Anfang war es etwas unübersichtlich, es gab ja bundesweit die unterschiedlichsten Bestimmungen und auch einen differenzierten Umgang mit der Situation. Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben als Erstes in Sachen Animation reagiert, Bayern und Baden-Württemberg waren da weitaus vorsichtiger. Wir denken aber positiv, denn Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene wollen doch weiterhin auf Campingplätzen kreativ betreut werden und das wird sich auch nicht ändern.“
Mehr unter: www.happy-family-animation.de
Etwas anders klingt da schon die Aussage von Babett Lindner, die die AnimateuragenturLINDNER betreibt. Ihr war das zu heiß. „Zu heikel“, sagt sie. „Da dieses Geschäft nur in den Ferienzeiten meine Haupteinnahmequelle war, habe ich mir wieder eine Arbeit in Festanstellung gesucht. Es ist im Augenblick sicherer, die Agentur erst einmal herunterzufahren. Ich war da aber auch klar im Vorteil. Als der Lockdown kam, hatte ich noch niemanden für die neue Saison eingestellt und konnte somit flexibel reagieren. Wenn alles wieder normal läuft, werde ich das Geschäft wiederbeleben. Ich nehme es so, wie es ist und freue mich sogar darüber, wie gut ich mit dieser veränderten Situation umgehen kann.“
Wenn’s wieder losgeht: www.animateuragentur.de
Das klingt doch alles sehr vielversprechend. Wie sieht es aber bei Animationsagenturen aus, die mit Shows, Mikrofon und Bühne punkten?
Heinz und Rudi, zwei Künstler, die verblüffen, begeistern und verwirrend anders sind
Definitiv anders, wie uns Herr Hüsch von der Agentur holliewald berichtet. „Bei uns läuft momentan gar nichts“, erzählt er, „keine Comedy, keine Zirkusmanege, keine Musik, keine Shows und auch keine Projektwochen. Wir haben da in der Tat im Augenblick das Nachsehen, sind aber trotz allem zuversichtlich. Unsere guten und langjährigen Kontakte zu Campingplatzbetreibern geben uns die Sicherheit, wieder gebucht zu werden, sobald die Normalität zurückkehrt. Wir haben natürlich auch ein neues Konzept mit dem Titel ‚Meine mit Abstand schönsten Ferientage‘ entwickelt, wir müssen einfach flexibel sein. Unsere Projekte entwickeln und wandeln sich eben mit den Bedürfnissen und Vorlieben derer, für die wir kreativ sind. Unsere Idee, in kleinen Parzellen auf Campingplätzen zu singen, ist bereits auf viel Zuspruch gestoßen. Um aber bis dahin nicht tatenlos zu bleiben, haben wir in der animationsfreien Zeit weiter Musik gemacht und Schlager vor Altenheimen statt auf einem Campingplatz gesungen. Animation war ja schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden, in Zeiten wie diesen wird sie aber sicher wieder weitaus mehr geschätzt. Wir hoffen einfach darauf, bald wieder unser komplettes Repertoire bedienen zu dürfen.“
Mehr Infos unter: www.holliewald.de
Das alles bestätigt, dass es in solchen Zeiten kreative Menschen und Optimismus braucht, damit auch Animationsprogramme bald wieder in vollem Umfang auf Campingplätzen genutzt, bestaunt und erfahren werden dürfen. Wir drücken die Daumen! (KW)