#Campingland Sachsen-Anhalt

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Fakten
Einwohnerzahl Sachsen-Anhalt (2021): 2,2 Millionen (*Statista)
Fläche: 20.457 Quadratkilometer (*Statista)
Sonnenstunden/Sommer 2022: 810 (*Statista)
Anzahl Campingplätze 2022: 79 (*Pincamp)
Campingplätze Landesverbandsmitglieder: 20
Campingübernachtungszahlen 2022: 678.389 (*camping.info)
Interessenvertretung/Campingwirtschaft: Verband der Camping- und Freizeitwirtschaft Sachsen-Anhalt e. V. (VCS-A e. V.)
Präsident: Peter Ahrens

Peter Ahrens, Präsident VCS-A e. V.

Foto: Peter Ahrens/VCS-A e. V.

Anpassungen

Was ist noch zeitgemäß?

Sachsen-Anhalt, im Herzen Deutschlands gelegen, kann mit landschaftlichen Reizen, eindrucksvoller Kultur, interessanten Bauwerken und fünf UNESCO-Welterbe-Stätten bei Touristen punkten. Auch dieses Bundesland durfte mit rund 678.000 Campingübernachtungen einen Zuwachs von 27,8 Prozent verzeichnen, wie eine Auswertung des Portals camping.info ergab. Welche Themen aktuell im Fokus des Landesverbandes stehen, wollten wir von Peter Ahrens wissen.

CWH: Herr Ahrens, Sie sind gerade dabei, die Marketingstruktur des Landesverbandes zu bearbeiten. Um was geht es inhaltlich?
PA: Es hat sich in den letzten Jahren sehr viel im und um den Markt verändert. Da stellt sich die Frage, wie wir künftig mit dieser Tatsache umgehen. Was ist noch zeitgemäß, was ist aus der Zeit gefallen? Dazu habe ich mich mit anderen Kollegen ausgetauscht. Unter anderem ging es um die Themen Printprodukte und Fachmessen. Hier gibt es unterschiedliche Auffassungen und Meinungen. Für manche sind Printprodukte überholt, nicht mehr am Puls der Zeit. Ich persönlich denke, dass zum Beispiel der klassische Reise- oder Campingführer weiter ein Produkt bleibt, welches nachgefragt werden wird, auch wenn er sich inhaltlich und in der Aufmachung sicher verändern wird. Sogar für jüngere Leute wird es wieder interessanter, etwas Haptisches in Händen zu halten. Ebenso denke ich, dass Messen und Fachtagungen heute, im digitalen Zeitalter, weiterhin relevant und wichtig sind, auch wenn das manche Kollegen anders sehen. Natürlich haben wir während Corona erlebt, dass virtuelle Zusammenkünfte immer mehr am Puls der Zeit sind. Da ist natürlich etwas dran – ich persönlich bin aber der Meinung, dass wir auf Fachmessen und auf den persönlichen Kontakt und Austausch nicht verzichten können.

CWH: Punkto Messe, Sie sind doch sicher bereits mitten in den Vorbereitungen für den Norddeutschen Campingtag 2023?
PA: Allerdings. Der große Campingevent findet dieses Jahr Anfang Dezember in Niedersachsen, in Wolfsburg, statt. Wie gewohnt, wird der NCT aus Messe und Kongress mit Fachtagungen und einer Abendveranstaltung bestehen. Dieses Jahr haben wir wieder mehr Kapazität für unsere Unternehmen und Fachbesucher geschaffen, freuen uns über das große Interesse und darauf, alle persönlich in Wolfsburg zu treffen.

CWH: Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Sterneklassifizierung, richtig?
PA: Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Manch einer ist der Ansicht, dass man die Sterne nicht mehr braucht, da Bewertungen heute im Netz geschrieben und gelesen werden. Das ist schon richtig, dennoch muss man einen klaren Unterschied machen. Sterneklassifizierung und Bewertungen im Internet sind zwei unterschiedliche Systeme. Onlinebewertungen sind subjektiv, es sind Bewertungen der Emotion, des emotionalen persönlichen Empfindens. Sternezertifizierung ist eine vereinfachte Bewertung der Hardwarequalität. Ging es früher bei der Wahl des Urlaubsortes ausschließlich um die Anzahl der Sterne, sind heute beide Bewertungssysteme relevant und wichtig.

CWH: Haben kleine Campingplätze nicht sogar Angst vor einer Klassifizierung? Davor, vielleicht nur einen oder zwei Sterne zu bekommen und damit aus dem Raster zu fallen?
PA: Die Ansprüche der Campinggäste sind doch sehr unterschiedlich. Stimmt die klare Zielgruppenansprache, kann ein Platz mit zwei oder gar nur einem Stern genau die Gäste ansprechen, die diese Art von Campingplatz suchen. Die einen suchen den Luxus, andere wiederum die Einfachheit in der Natur. Sterne sind ja in dem Sinne auch keine Wertung, sondern eben eine klare Ansage für die Gäste. Bereits vor 25 Jahren habe ich über Zielgruppenansprache gesprochen. Ein Beispiel: Nach der Wende hat ein Westdeutscher hier in Sachsen-Anhalt einen Campingplatz gekauft. Als ich ihm sagte, dass er genau nachdenken soll, welche Gäste er ansprechen möchte, hat er geantwortet: „Quatsch, ich habe doch eine Zielgruppe, die Camper.“ Falsch, denn Zielgruppen mit ihren unterschiedlichen Vorlieben und Ansprüchen darf man sicher nicht unterschätzen.

CWH: Ich habe auch mit anderen Landesverbänden gesprochen, die Anpassung der Camping- und Ferienparkverordnung scheint überall Thema zu sein. Auch in Sachsen-Anhalt?
PA: Das ist auch bei uns ein Thema, an dem wir arbeiten. Wir haben auch bereits mit den Ministerien gesprochen und sollen nun einen Vorschlag unterbreiten. Wir wollen mitreden können und uns nicht von der Politik vorschreiben lassen, was wir tun sollen. Letztendlich arbeiten wir daran bereits seit Jahren. Der Bundesverband hat zwar eine Campingmusterverordnung erstellt, die als Basis verwendet werden kann, wenn der Bund über Camping diskutiert. Dennoch hat jedes Bundesland seine eigenen Regeln, in Bayern zum Beispiel gibt es gar keine Verordnung – dort zählt die Bauverordnung. Nun stellt sich die Frage, was besser ist. Wird man mit dem Baurecht konfrontiert, merkt man schnell, dass das auch nicht unbedingt von Vorteil sein muss, dass jeder Beamte, der irgendwas zu sagen hat, seine eigene Auslegung in den Raum stellen kann. Mit einer Campingplatzverordnung, die festgeschrieben ist, ist es vielleicht einfacher.

CWH: Welche Punkte der Verordnung sollen in Sachsen-Anhalt vorangetrieben werden?
PA: Unsere Verordnung ist 2006 das letzte Mal aktualisiert worden. Sie muss an die Marktverhältnisse und Anforderungen angepasst werden, denn heute spielen gerade Stellplätze und Wohnmobile eine große Rolle. Ebenso wie die stark nachgefragten festen Mietobjekte. Chalets, Mobilheime und Co. waren auf klassischen Campingplätzen gar nicht genehmigungsfähig. Daran arbeiten wir als Verband für unsere Mitglieder. Um solche Vorschriften zu verändern, braucht es die Politik. Bundesländer, in denen Camping eine sehr starke Position einnimmt, dringen sicher viel besser zur Politik durch als Bundesländer, in denen der Stellenwert des Campings nicht so hoch ist.

CWH: Lieber Herr Ahrens, danke für Ihre Zeit und das Gespräch.